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Ob mit dem Fahrrad oder Skates: Im Lausitzer Seenland lässt sich so jede Menge Industriekultur entdecken. Foto: Tourismusverband Lausitzer Seenland / Nada Quenzel
Ob mit dem Fahrrad oder Skates: Im Lausitzer Seenland lässt sich so jede Menge Industriekultur entdecken. Foto: Tourismusverband Lausitzer Seenland / Nada Quenzel

Pressemitteilung -

Von der Kohle zum Tourismus

Von der Kohle zum Tourismus

Der Süden Brandenburgs: Eine ganze Region im Wandel /
Industriekultur entdecken im Lausitzer Seenland

Das Quietschen der Maschinen ist verstummt – die Staubwolken längst verschwunden. Geblieben sind Zeugen aus Stein und Metall in der Landschaft wie die Abraum-Förderbrücke F60 – ein liegender Gigant aus Metall oder die außerirdisch anmutenden Biotürme mit ihren runden Schloten, die auf den ersten Blick rätselhaft und faszinierend zugleich wirken. Das heutige Lausitzer Seenland ist eine Region im Wandel, die rund 150 Jahre lang vom Braunkohle-Bergbau und der Gewinnung von Energie geprägt gewesen war.

Für das Gewinnen dieser Energie waren riesige Bauten und Maschinen wie zum Beispiel die 80 Meter hohe, 200 Meter breite und einen halben Kilometer lange F60 nötig, die sich durch die Landschaft frästen, um die Braunkohle abzubauen. Insgesamt holten die Bergleute mehr als zwei Milliarden Tonnen dieses Bodenschatzes aus der Erde. Und in der Großkokerei in Lauchhammer entstand Braunkohle Koks. Stehengeblieben sind davon bis heute die Biotürme, in denen die bei der Produktion entstehenden Abwässer in einem biologischen Verfahren geklärt wurden. Der eindringliche Geruch, den die Türme bis heute gespeichert haben, steht für die Schwerstarbeit der Menschen, die zu DDR-Zeiten in dieser einst gewaltigen Industrieanlage geleistet worden ist.

Tagebauland wird zur Seenplatte
Doch der Umbruch ist überall in der Region in vollem Gange. Wo vor wenigen Jahrzehnten noch bis zu 60 Meter tiefe Bergbau-Tagebaue waren, entstehen seit den 1970er Jahren großflächige Wasserparadiese für Touristen und Einheimische mit neuen Stränden und Häfen. Ein Prozess, der bis heute läuft. Bis zu zehn Badewannen je Sekunde ergießen sich in die ehemaligen Tagebaue, so dass hier derzeit die größte von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft Europas entsteht.

Mit dem Rad auf Entdeckertour
Damit wächst eine junge Urlaubsregion heran, die entdeckt werden will. Wie sehr sich das Leben der Menschen in dieser Region in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, erfährt man am besten auf einer der Entdeckertouren. Insgesamt elf verschiedene Touren zur Industriegeschichte gibt es inzwischen, die idealerweise mit Fahrrad unternommen werden können. Ob zur alten Brikettfabrik Louise, ins ehemalige Dieselkraftwerk Cottbus, wo heute moderne Kunst zu sehen ist oder zum noch aktiven Tagebau in Welzow-Süd. Die Tagesauflüge haben eine Länge zwischen 13 und 55 Kilometern.

Die bis heute stehengebliebenen Relikte aus dem Braunkohle-Zeitalter erzählen Geschichten von den menschlichen Leistungen der Energiegewinnung in dieser Region. Sie erklären aber auch den Wandel vom Land des Tagebaus hin zum Land der Seen. Am deutlichsten wird dieser Prozess in Großräschen mit dem gleichnamigen See.

Wer hier den Blick über das glitzernde Wasser schweifen lässt, wird staunen, dass genau an dieser Stelle noch um die Jahrtausendwende das Ende der Welt zu sein schien. Nach den letzten Häusern und Straßen ging die Ortschaft in eine staubige Wüste des Tagebaus über, aus dem allein 342 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert worden sind. Heute hat sich das Wasser des Großräschener Sees wie eine heilende Decke über das einst tiefe Loch gelegt.

Edle Tropfen aus Großräschen
Inspiration für Neues gab in Großräschen die Internationale Bauausstellung (IBA), die vom Jahr 2000 bis 2010 erstmals in den neuen Bundesländern stattfand. Entstanden sind in dieser Zeit am Ufer des Sees unter anderem die IBA-Terrassen inklusive einer Seebrücke, die aus dem letzten dort verwendeten Tagebau-Großgerät gebaut wurde. Sie steht quasi symbolhaft für die Nahtstelle zwischen der alten und neuen Landschaft. Die IBA-Terrassen mit ihrem Besucherzentrum eignen sich damit ideal als Startpunkt für Touren durch die sich neu erfindende Region.

Inspiriert von den steilen Hängen des einstigen Tagebaus wurde auch ein dort ansässiger Landwirt, der sich die Schräge des Hanges zu Nutze machte und hier nun Wein anbaut. Mit einer Neigung von bis zu 33 Prozent ist das Anbaugebiet in Großräschen zudem das steilste in ganz Brandenburg. Wer jetzt neugierig geworden ist, hat sogar die Möglichkeit, die edlen Tropfen dort zu kosten.

Nervenkitzel in Lichterfeld
Wer sich ein bisschen wie ein Vogel fühlen will, muss den Ort Lichterfeld besuchen. Hier im Süden Brandenburgs ruht ein mächtiger Gigant namens F60. Das F steht für Förderbrücke und sie ist die größte bewegliche Maschine der Welt. Beim Anblick dieses liegenden Eiffelturms kommt man aus dem Staunen fast nicht mehr raus. Mit dem 11.000 Tonnen schweren Gerät wurden früher die Erdschichten, die über den Kohleflözen lagen, abtransportiert. Heute kraxeln Menschen mit bunten Helmen über das 500 Meter lange Metallgerüst. Und ganz Mutige lassen sich zum Vergnügen von der Spitze der F60 in die Tiefe abseilen.

Abenteuer im Tagebau und bei „Louise“
Kribbelige Gefühle im Bauch kann man aber nicht nur dabei haben. Wie wäre es mal mit einer spektakulären Fahrt in einem Geländewagen in die Tiefe eines noch aktiven Tagebaus? Auf so einer Tour bekommt man die gigantischen Bergbau-Großgeräte einmal von ganz nah zu Gesicht. Nur noch selten in Aktion ist hingegen die älteste Brikettfabrik Europas in Domsdorf. Dafür können Touristen hier Industriegeschichte hautnah erleben. Diese Fabrik ist heute ein Museum – angetrieben von der Energie ihrer ehemaligen Mitarbeiter. Drei Mal im Jahr gibt es so genannte Dampftage, an denen die Pressen nochmals in Gang gesetzt werden. Dann schnaubt die alte „Louise“ von 1882 wieder wie damals und bringt ihre Räder in Schwung.

Weitere Informationen unter:
www.reiseland-brandenburg.de/aktivitaeten-erlebnisse/kultur/industriekultur

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